KOSMETIK-STORYS | INHALTSSTOFFE Mit besten Inhaltsstoffen - Hersteller werben mit guten Pflegestoffen, doch oft stehen diese weit hinten Die meisten Produkte haben es auf der Rückseite stehen, zumindest jedoch auf der Verpackung: die Deklaration. Manch einer ist überrascht, wenn er einen Blick darauf wirft. Exklusiv und einzigartig, beste Inhaltsstoffe, beteuerten die Kolleginnen in vollster Überzeugung, der Verzicht auf chemische Füll- und Duftstoffe sei garantiert. Mitgerissen von dieser intensiven Begeisterung sog ich sämtliche Informationen auf, hoch angetan von den gelobten Inhaltsstoffen, deckte ich mich mit Lexika ein. Denn mit tollem Rund-um-wissen über die Substanzen, wollte ich meine zukünftige Kundinnen von der absoluten Notwendigkeit der Produkte überzeugen. Schick und einfach hatte ich mir das damals gedacht als ich meinen Fuß in die Welt von Jafra setzte, um Kosmetik-Fachberaterin zu werden.
Wortklang - luxuriös & grünDie 'grünen' Zutaten sind hervorgehoben. Das Produkthandbuch, mit dem die BeraterInnen arbeiten, zeigt die Hauptstoffe an. Das erweckt den Anschein, die Produkte seien frei von synthetischen Stoffen. Wer sich mit der Deklaration dann etwas genauer beschäftigt stellt schnell fest, die Produkte sind keinesfalls mit nur guten Inhaltsstoffen versehen. Gewiss, die 'grünen' Zutaten sind enthalten, allerdings befinden sich die 'grünen' Zutaten zumeist den nicht grünen Zutaten hintenan gestellt. Gespannt blätterte ich in meinen neuen Büchern und verglich die Stoffe. Ich fand heraus, einige Produkte enthalten Dimeticone und Aluminium. Noch weitere, ungünstige Inhaltsstoffe kamen zum Vorschein. Nicht auf jedem Produkt befindet sich eine Deklarierung, oft steht diese nur auf der Verpackung, ... doch nicht jedes Produkt hat eine Verpackung. Jafra verlor für mich an Attraktivität. Nachdem ich die Stoffe nachgeforscht hatte, war ich nicht mehr von einer Exklusivität der Produkte überzeugt. Philosophie und StatementOhne Tierversuche. Sogar die Produktionsbreite wurde dafür eingeschränkt, denn für die Entwicklung neuer Produktlinien kamen nur alternative Testmethoden in Frage. Diese Vorbildlichkeit wurde von der Tierrechtsorganisation Peta gelobt. Bis zum Jahr 2012 publizierte das Unternehmen ihre Firmenphilosophie entsprechend und vereinzelt lässt sich diese alte Version der Gründungsgeschichte noch auf Beraterinnen-Webseiten finden. 
"... dem Gesetzgeber gegenüber verpflichtet, die Sicherheit, Unschädlichkeit und Wirksamkeit von Produkten durch anerkannte Tests zu gewährleisten. Deswegen kamen mit dem Fortschritt in der Kosmetikbranche zunehmend Stoffe zum Einsatz, deren Unschädlichkeit in Tierversuchen bewiesen werden mussten. Bei der Entwicklung von neuen Produkten in den Bereichen der pflegenden und dekorativen Kosmetik kann auf Tierversuche völlig verzichtet werden. Seit 1978 werden Sicherheit und Wirksamkeit neuer Jafra Produkte durch Daten garantiert, die aus bestehenden Testergebnissen, umfangreichen Datenbanken, Computer-berechnungen und alternativen Testmethoden stammen. Auf Produktentwicklungen, für die diese Daten nicht ausreichen, verzichtet Jafra. Tatsache ist, dass weder für die Jafra Endprodukte noch für die einzelnen Rohstoffe Tierversuche von Jafra durchgeführt oder In Auftrag gegeben werden."
Zu Recht kann angenommen werden, das Datenbanken und die Dokumentation der Testergebnisse auf dem neusten Stand sind und eine stetige Erweiterung mit Ergebnissen neu getesteter Chemikalien erfolgt, die wiederum zum größten Teil über Tierversuche abgesichert werden. 
"Seit 1998 regelt das deutsche Tierschutzgesetz, dass Tierversuche bei Kosmetika verboten sind. Die gesundheitliche Unbedenklichkeit der in kosmetischen Mitteln eingesetzten Rohstoffe muss allerdings weiterhin belegt werden. Dies erfolgt in Erfüllung der einschlägigen Chemikaliengesetzgebung. Vielmehr handelt es sich bei den verwendeten Rohstoffen um Substanzen, die auch bzw. überwiegend in anderen Bereichen (Arznei-, Lebensmittel, Wasch- und Reinigungsmittel) zum Einsatz kommen. Das Dilemma besteht also darin, dass in der Chemikaliengesetzgebung die Tierversuche bei Rohstoffen gesetzlich vorge-schrieben sind, während es im Kosmetikrecht mit Veröffentlichung der 7. Änderung zur EG-Kosmetik-Richtlinie die konkrete Zielsetzung gibt, Tierversuche zum Zwecke der Erfüllung der Anforderungen dieser Richtlinie zu verbieten. "
Internationales Journal für angewandte Wissenschaft | Kosmetik • Haushalt • Spezialprodukte - 2010 Die Nuance macht'sWer genau ließt, erkennt die kleine Neuerung in der Gewichtung. Das Statement aus Juni 2016 gibt sich etwas anders als die bis dahin bekannte Firmenphilosophie: Jafra hält sich an das Chemikaliengesetz. Es bleibt unerwähnt, ob für chemische Stoffe auf alternative Testmethoden zurückgegriffen wird und widerspricht der Aussage zum Verzicht auf chem. Füllstoffe. Interessanterweise erfolgte das Statement parallel zur Erweiterung für kosmetische Mittel durch den Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH), in der die Nutzung von Daten aus ausländischen Tierversuchen untersagt wird. Auf mich wirkt die Bekanntmachung des Statements wie eine Anpassung an die neue Verfassung. Fakt bleibt, nach wie vor müssen chemische Stoffe auf toxische Sicherheit überprüft werden, unabhängig ob die Substanzen bereits geprüft sind oder aus neuen Konzeptionen stammen. Sofern keine anerkannten Ersatzmethoden zur Verfügung stehen, werden Tierversuche zu Grunde gelegt (europaweite Reglung seit 2009 REACH*). Und überall ist doch ein bisschen drin .... . Überlegen Sie sich daher gut, was Sie auf Ihre Haut geben. Web-Links *REACH: Registration, Evaluation and Authorisation of Chemicals
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