Fibromyalgie bedeutet nicht nur Schmerz zu haben. Es ist vielmehr. Die Erkrankung birgt ein buntes Bild Begleit-Beschwerden. Typisch für Fibromyalgie ist chronische Erschöpfung, geistig und muskulär schnelle Ermüdung nach geringer körperlicher Aktivität. Morgens nach dem Erwachen fühlt sich der Körper an wie ein Bleianzug. Körperliche und geistige Energie ist nach kürzester Zeit aufgebraucht, eine Art Betrunkensein tritt ein, auch bekannt als Brain-Fog.
gefangen im Teufelskreis
Stress wird von den Erkrankten anders verarbeitet als von gesunden Menschen: die Reizschwelle für Einflüsse ist in der Regel gesunken. Praktisch erzeugt jede Art von Reiz Stress im Körper. Die Liste der Begleitbeschwerden ist lang, einige Erkrankte leiden mehr unter den Begleitbeschwerden als an den Schmerzen selber.
Komplexe Erschöpfung
- chronische Müdigkeit (Fatigue)
- lähmende Schwere, muskuläre Schwere
- muskuläre Erschöpfung, chronische körperliche Erschöpfung
- Schlafstörungen, Einschlaf-, Durchschlafstörungen
- Schlaf ohne Erholung
- Augen zufallen vor Müdigkeit
- Weckreiz beim Einschlafen
- Aufschrecken aus dem Schlaf
- lautes Träumen, Explosion im Kopf, laute Geräusche im Traum, wie echt
- Black Outs, Filmrisse, sich am anderen Ort, Straße, Geschäft, etc. wieder finden
- Lufthunger, Gefühl mehr Luft zu brauchen, mehr kalte Luft zu brauchen (kalte Luft enthält einen höherer Sauerstoffanteil)
- Atemenge, Brustkorbenge, ähnlich wie bei allergischer Reaktion
Gedächtnisschwierigkeiten
- Verlust der Merkfähigkeit, Vergesslichkeit
- Störung des Kurzzeitgedächtnisses
- Auffassungsschwäche, Lernunfähigkeit
- Unfähigkeit, sich neue Informationen zu merken
- Unfähigkeit, sich zu erinnern, was gelesen oder gehört wurde
- Schwierigkeiten, Gespräche zu folgen und Gespräche zu führen
- den Gedankengang verlieren
- leicht abgelenkt werden
- Objekte verlegen
- Objekte aufgrund falschen Gedankengang wegwerfen
- Pläne vergessen, Absichten, Ideen und Wünsche vergessen
- Brain-Fog, Fibro-Fog (geistig betrunken, benebelte Sinne)
- Verlust von geistiger Flexibilität (nicht drauf kommen können, leerer Kopf)
- vergessen, was du getan oder gesagt hast (wobei das emotionale Gedächtnis von Vergesslichkeit meist nicht so betroffen ist)
Wortgebrauch
- Wortfindungsstörung
- eine Art kognitive Dysphasie oder wie eine Aphasie
- Schwierigkeiten beim Abrufen bekannter Wörter
- Verwendung falscher Wörter, Wort Verwechslung
- falsche Worte, die den Sinn nicht treffen (z.B. Tischtuch für Puzzle)
- langsames Abrufen (oder vergessen) von Namen und Gegenstände
- Schwierigkeiten, Sprache zu schreiben bzw. geistig abzurufen
- Unfähigkeit, geschriebene Sprache zu verstehen
- Buchstabenverdrehung beim Schreiben am PC
Desorientiertheit
- vertraute Orte werden plötzlich nicht mehr (sofort) erkannt
- nicht mehr daran erinnern können, wie man irgendwohin kommt
- nicht mehr daran erinnern können, warum man sich auf den Weg gemacht hat
Multitasking-/Aufmerksamkeitsverlust
- Unfähigkeit, auf mehr als eine Sache zu achten
- vergessen der ursprünglichen Aufgabe
- vergessen der ursprünglichen Aufgabe, wenn abgelenkt
Denkschwierigkeiten
- Brain-Fog, Konzentrationsstörung
- Schwierigkeiten oder Verlust komplexe Zusammenhänge zu erkennen
- Schwierigkeiten beim Verarbeiten von Informationen
- Schwierigkeiten oder Verlust von Zahlenverständnis
- Schwierigkeiten beim Erlernen neuer Informationen bis zum Lernverlust
- Sinnverwechslung, Faden verlieren
Zahlenschwierigkeiten
- beim Durchführen einfacher Mathe Aufgaben
- beim Transponieren von Zahlen (Excel, Spalten, Sortierung)
- beim Merken von Zahlen und Daten
- beim Merken von Sequenzen
Beschwerden der Sinnesorgane
- Tinnitus
- Innenohrschwerhörigkeit
- gestörtes Richtungshören
- Schwindel
- Geräuschempfindlichkeit
- Licht- und Blendeempfindlichkeit
- Geruchsempfindlichkeit
Überreizung, Wahrnehmung
- Reize, die gleichzeitig von mehr als einer Quelle stammen
- schreckhaft bei lauten Geräuschen
- schreckhaft beim Autofahren, Gegenverkehr, Insekten vor dem Fenster, Vögel
- Autofahren: die Entfernung nicht einschätzen können, besonders nachts
- Autofahren: Unsicherheit bei Dunkelheit und Witterung (Regen, Nebel)
- schwindende Nachtsicht, Nachtblindheit
Kontaktlosigkeit zur Umwelt
- Verlust von geistiger Flexibilität
- Verlust Aspekte und komplexere Faktoren miteinander zu verbinden
- fremden Strukturen nicht mehr eigenständig folgen können
- nicht mehr Hineindenken können in fremde Betriebsabläufe
- Verlust von Vorstellungskraft und Mitdenken
- Verlust vom Empathie
Vegetative Beschwerden
- Magenstörungen, Reizmagen
- Sodbrennen, Reflux
- Darmstörungen
- Nahrungsunverträglichkeiten
- Sensibilität auf verschiedene Stoffe und Chemikalien
- Reizblase, Blasenentleerungstörung (Rest-Urin)
- Entwicklung neuer Intoleranzen: Histamin, Gluten
- Hitzeintoleranz, Kälteintoleranz, Substanzintoleranz (Umweltsubstanzen)
- Trockenheit der Schleimhäute (Sicca-Syndrom)
- gereizte oder entzündete Schleimhaut (reaktiv auf Stoffe)
- Ödeme
- Herzrhythmusstörungen, Herzrasen, Herzstolpern
- Reynaud-Syndrom (Durchblutungsstörungen der Finger)
- Infektanfälligkeit, Borrelia-Infekte, Candida-Infekte
- Dysmenorrhoe (schmerzhafte Menstruation)
- Amenorrhoe (fehlende Menstruation)
- Hyperhidrosis (Schwitzen)
- Muskel-Zuckungen (Faszikulation)
- Tremor, Belastungstremor
- Kopfschmerzen, Migräne
- Ängstlichkeit vor Unsicherheiten
- Angstzustände
- Libidoverlust
- Gereiztheit
Schmerzen
- permanente Muskel- und Sehnenschmerzen, in Ruhestellung und in Bewegung
- Schmerzen im und am ganzen Körper
- empfindliche, schmerzhafte Gelenke, Sehnenansätze
- Druckschmerzen (an mindestens 11 von 18 Schmerz-Druckpunkte)
- Druckempfindlichkeit an diversen Körperstellen
- steife Gelenke am Morgen (Morgensteifheit)
- Steifigkeit nach Ruhestellung (Sitzen, Liegen, Stehen, einseitige Körperhaltung)
- häufig: wiederkehrende partielle Muskelverhärtungen und Fasziale Beschwerden
- Anlaufschmerzen (Arthralgie, Achillodynie)
- Wirbelblockaden
- Missempfindungen, Paresthesien (Kribbeln, Nadeln, Stechen, Taubheitsgefühle)
- Sensibilitätsveränderungen an diversen Körperstellen
- Unempfindlichkeiten an diversen Körperstellen
- Anorgasmus aufgrund Unempfindlichkeit
- Verlust von Temperaturempfinden
- Kälteempfindlichkeit, schnelles frieren
geht einher mit:
- Fatigue (chronische Müdigkeit, Erschöpfung)
- schnelle muskuläre Ermüdung
- schnelle geistige Ermüdung
- unnatürlich lange Erholungsphasen
- geistige und körperliche Verlangsamung
- Depression als Folgeerscheinung der Beschwerden
Je stärker die Erschöpfung, desto stärker die Symptome. Die Erschöpfung verstärkt sich durch geringe körperliche und geistige Belastung.
Erschöpfung oder Antriebslosigkeit?
Gerne werden an Fibromyalgie Erkrankte in die Ecke der Antriebslosigkeit gestellt. Doch wer chronisch müde, erschöpft und nach geringster Belastung ausgepumpt ist, ist nicht automatisch antriebslos. Kurz: du bist ausgeknockt. Da hilft dir auch dein Wunsch nach Aktivität nicht weiter, du kannst nicht mehr, dein Körper schreit nach Ruhe und Schlaf. Du hast Fibro-Fatigue (Müdigkeit ohne Erholung, trotz Schlaf), erlahmst körperlich und geistig in kürzester Zeit. Da geht nichts mehr. Punkt.
Die Diskrepanz zwischen Wunsch nach Aktivität und körperlich-vegetativen Vermögen kann zur Depression führen. Ebenso gibt es Betroffene ohne schwere Begleiterscheinungen. Deren Fibro-Leben verläuft einfacher, die Erkrankten erfreuen sich eines größeren Radius von Erfolgen einer Symptom-Therapie.
Menschen mit Fibromyalgie haben große Schwierigkeiten als vermindert arbeitsfähig, in schweren Fällen als arbeitsunfähig und leistungsunfähig anerkannt zu werden.
Die Diskrepanz zwischen Wunsch nach Aktivität und körperlich-vegetativen Vermögen kann zur Depression führen. Ebenso gibt es Betroffene ohne schwere Begleiterscheinungen. Deren Fibro-Leben verläuft einfacher, die Erkrankten erfreuen sich eines größeren Radius von Erfolgen einer Symptom-Therapie.
Menschen mit Fibromyalgie haben große Schwierigkeiten als vermindert arbeitsfähig, in schweren Fällen als arbeitsunfähig und leistungsunfähig anerkannt zu werden.
Beschwerden anderer Erkrankungen
Fibromyalgie korreliert auffällig oft mit Borreliose, instabiler Halswirbelsäule, instabilem Kopfgelenk (Atlas-Axis-Dens Instabilität), Durchlässiger-Darm-Syndrom (Leaky Gut) sowie Histamin-Intoleranz. Borreliose als Indexerkrankung zieht Instabilitäten im HWS/ Atlas-Dens-Bereich, sowie auch ein Leaky-Gut nach sich und mündet häufig in eine sekundäre Fibromyalgie. Die Komorbiditäten sind verbunden mit chronischer Erschöpfung und chronischer Müdigkeit.
Klassifikationskriterien
Relevante Klassifikationskriterien der Fibromyalgie nach dem American College of Rheumatology, 1990:
mehr lesen auf: www.bzk-online.de/mischinfektionen/fibromyalgie
- ständig Muskel- und Sehnenschmerz (Tendomyopathie), Ruhestellung & Bewegung
- oft Substanz P in der Muskulatur, pathol. Veränderung der Muskelfasern (Biopsie)
- Druckschmerz an mind. 11 von 18 Tenderpoints/Druckpunkte (ACR-Kriterien, 1990)
- Morgensteifigkeit, Kopfschmerzen, Migräne
- chronische Müdigkeit, Schlafstörungen
- Konzentrationsschwäche
- Hyperhidrosis, Ödeme, Tachykardien und Arrhythmien
- Reynaud-Syndrom (kälteempfindlich)
- Paresthesien, Tremor
- Tinnitus, Schwindel
- Trockenheit der Schleimhäute, subfebrile Temperaturen (37,5-38° C)
- Infektanfälligkeit, Borrellia- und Candida-Infekte (Bradford RW, 2005)
- Entzündung der Rachenschleimhaut, Atemwegserkrankungen
- Dysmenorrhoe (Regelschmerzen)
- Amenorrhoe (Ausbleiben der Regel)
mehr lesen auf: www.bzk-online.de/mischinfektionen/fibromyalgie