Du wunderst dich, dass dein Kosmetikprodukt auf mal nicht mehr wirkt oder deine Haut irritiert? Das kann daran liegen, dass der Hersteller seine Rezepturen geändert und mit weniger guten Zutaten ersetzt hat. Ebenso preisen Beauty-Hersteller Wirkstoffe als das non-plus-Ultra des Produktes an. Doch die Rückseite der Kosmetiktube gibt das gesamte Paket der Inhaltsstoffe wieder und oft ist dann die Überraschung groß, denn die tollen Wirkstoffe stehen nicht unbedingt an 1ter Stelle der INCI Liste. Ich habe 3 Produkte mit beeindruckenden Veränderungen gefunden, bei denen es um den gleichen Stoff geht: Alkohol und Glycerin.
Die Anpreisung von Wirkstoffen assoziieren Konsumenten vielfach damit, das diese die Basis des Produktes bilden. Nicht selten tauchen die gepriesenen Wirkstoffe erst im zweiten Drittel der INCI-Liste auf. Und wenn es ganz übel läuft, erst im letzten Drittel und hoch oben in der Rezeptur tummelt sich der Chemie-Cocktail: Bestandteile von Kosmetik sind deklarationspflichtig und nach ihrem prozentualen Anteil in absteigender Reihenfolge aufgeführt. Je weiter oben eine Zutat steht, desto mehr ist im Produkt davon enthalten: Steht an erster Stelle Wasser, ist das der Inhaltsstoff, der in der höchsten prozentualen Menge im Produkt vorhanden ist. Zwei Inhaltsstoffe möchte ich heute näher betrachten, deshalb, weil wir diesen beiden Zutaten immer wieder begegnen: Glycerin und Alkohol.
Haut sieht ihre Aufgabe darin externe Stoffe abzuweisen. Das Hautfett, Hautenzyme und hautspezifische Moleküle verhindern, das fremde Stoffe die Hautbarriere durchdringen. Unter dieser Prämisse weist gesunde Haut auch Inhaltsstoffe ab, wie wir sie in Seren oder fetthaltigen Cremes finden. Doch um eine dysfunktionale Haut zu unterstützen, wie eine Störung der Verhornung zu bearbeiten, Alterstrockenheit zu verbessern und Akne zu bereinigen, möchten wir gerne, das nützliche Substanzen die Haut in ihrer Funktion stärken - ohne das die Haut davon einen Schaden nimmt.
Alkohol auf lange Sicht
In der Regel verstehen wir unter Alkohol banalen Alkohol (Weingeist, Ethylalkohol). Haptisch erzeug Alkohol ein federleichtes Gefühl auf der Haut und macht das Produkt leicht. Er verflüchtigt sich schnell und verdunstet während das Produkt auf die Haut aufgetragen wird.
Ob banaler Alkohol schlecht für die Haut ist, hänge davon ab, in welcher Konzentration er enthalten ist: Geht es nach der Beauty-Industrie, soll eine Konzentration bis 20 % auf die Wassermenge, der Haut kein Problem bereiten. In genügend hoher Konzentration, ab 15% auf die Wassermenge, ist Alkohol antimikrobiell wirksam. Diese prozentuale Überschneidung ist praktisch: Steht Alkohol in der INCI Liste im ersten Drittel oder sogar nach dem Wasser, ist er enttarnt. Alkohol wirkt als Solist und spart weitere Konservierer ein.
Ob banaler Alkohol schlecht für die Haut ist, hänge davon ab, in welcher Konzentration er enthalten ist: Geht es nach der Beauty-Industrie, soll eine Konzentration bis 20 % auf die Wassermenge, der Haut kein Problem bereiten. In genügend hoher Konzentration, ab 15% auf die Wassermenge, ist Alkohol antimikrobiell wirksam. Diese prozentuale Überschneidung ist praktisch: Steht Alkohol in der INCI Liste im ersten Drittel oder sogar nach dem Wasser, ist er enttarnt. Alkohol wirkt als Solist und spart weitere Konservierer ein.
Alkohol ist für seine penetrierende Eigenschaft bekannt: Direkt nach Hautkontakt und noch lange nach dem Verdunsten hält Alkohol weiter an. Er hilft Inhaltsstoffen in die Haut einzudringen, indem er die Lipid-Barriere der Haut aufbricht und dort drinnen die Löslichkeit der Inhaltsstoffe aktiviert. Auf Dauer zerstört Alkohol die hauteigenen Fette sowie er freie Radikale bildet, Moleküle denen ein Elektron fehlt. Um sich zu stabilisieren entziehen die Radikalfänger dieses Elektron den Molekülen der Haut, die Durchlässigkeit für lipophile (fettlösliche) Stoffe nimmt zu. Empirisch führen diese komplexen Prozesse zur Austrocknung der Haut, denn die destabilisierte Lipidschicht lässt die eigene Hautfeuchte schneller verdunsten. Auch ölige Haut (Seborrhö) kommt in eine Notsituation: die Haut signalisiert, dass nicht genügend Fett vorhanden ist. Daraufhin produziert die Haut mehr Fett und die Haut wird noch öliger. Insgesamt kommt die Hautfunktion ganz schön durcheinander.
Neben banalem Alkohol bestehen weitere Alkohole: Fettalkohole mit rückfettenden Eigenschaften und ohne Radikalbildung. Im Sinne der Hautpflege unterscheiden wir also zwischen ‘guten’ und ‘schlechten’ Alkohol.
BEZEICHNUNGEN FÜR ALKOHOL
An folgenden Bezeichnungen erkennst du banalen Alkohol:
Alcohol, Alcohol Denat. (vergällter Alkohol), Benzyl Alcohol, Ethyl Alcohol, SD Alcohol, Phenethyl Alcohol, Propyl Alcohol, Isopropyl Alcohol, Ethanol, Methanol, Propanol, Isopropanol.
An folgenden Bezeichnungen erkennst du Fettalkohol:
Arachidyl Alcohol, Cetyl Alcohol, Cetearyl Alcohol, C 14-22 Alcohols, Stearyl Alcohol, Lauryl Alcohol, Myristyl Alcohol, Oleyl Alcohol, Palmitoleyl Alcohol, Lanolin Alcohol (Wollwachs, tierisch, nicht vegan).
Alcohol, Alcohol Denat. (vergällter Alkohol), Benzyl Alcohol, Ethyl Alcohol, SD Alcohol, Phenethyl Alcohol, Propyl Alcohol, Isopropyl Alcohol, Ethanol, Methanol, Propanol, Isopropanol.
An folgenden Bezeichnungen erkennst du Fettalkohol:
Arachidyl Alcohol, Cetyl Alcohol, Cetearyl Alcohol, C 14-22 Alcohols, Stearyl Alcohol, Lauryl Alcohol, Myristyl Alcohol, Oleyl Alcohol, Palmitoleyl Alcohol, Lanolin Alcohol (Wollwachs, tierisch, nicht vegan).
Glycerin - das doppelte Lottchen
Kosmetikhersteller lieben Glycerin. Es fällt in Massen an. Es ist billig zu bekommen. Ein 3wertiger Zuckeralkohol, der synthetisch sowie pflanzlich generiert werden kann. Glycerin scheint einzigartig zu sein, und findet multifache Einsatzmöglichkeiten: Kosmetik, Putzmittel, Lack, Lebensmittel, Medizin. Seine Eigenschaft liegt in seiner Bindungsfähigkeit. Glycerin verbindet sich mit allen Stoffen, mit chemischen, natürlichen, biologischen.
Als Konservierer im Produkt umschließt Glycerin die Substanzen, bindet das umliegende Wasser und hält das Gemisch feucht. Ein Grund, weshalb Glycerin zur Feuchtmumifizierung hinzu gezogen wird. Als Wirkstoff für die Haut umschließt es auf der Hornschicht die 'abgestorbenen' Hornzellen, die Haut fühlt sich weich und genährt an.
Aufgrund seiner hygroskopischen (wasseranziehenden) Beschaffenheit wirkt es im doppelten Sinne als Befeuchter, da es Feuchtigkeit osmotisch anzieht: Glycerin kann von außen das Wasser aus der Luftfeuchte anziehen, wenn solche vorhanden ist. Ist keine Luftfeuchte vorhanden, zieht es die eigene Hautfeuchte in die Hornschicht und bindet diese. Deine eigene Hautfeuchte läge somit oben auf deiner Haut und verdunstet schneller, du cremst nach. Auf lange Sicht besteht die Gefahr, dass die Haut von diesem Prozedere 'faul' wird und ihren Stoffwechsel einfährt: Deine Haut wird trocken und abhängig von der externen Zufuhr.
Aufgrund seiner hygroskopischen (wasseranziehenden) Beschaffenheit wirkt es im doppelten Sinne als Befeuchter, da es Feuchtigkeit osmotisch anzieht: Glycerin kann von außen das Wasser aus der Luftfeuchte anziehen, wenn solche vorhanden ist. Ist keine Luftfeuchte vorhanden, zieht es die eigene Hautfeuchte in die Hornschicht und bindet diese. Deine eigene Hautfeuchte läge somit oben auf deiner Haut und verdunstet schneller, du cremst nach. Auf lange Sicht besteht die Gefahr, dass die Haut von diesem Prozedere 'faul' wird und ihren Stoffwechsel einfährt: Deine Haut wird trocken und abhängig von der externen Zufuhr.
Inhaltsstoffe ausgetauscht
Bei diesen drei Fällen, wurden die Inhaltsstoffe ausgetauscht. Die Hauptfiguren spielen hierbei Alkohol und Glycerin, doch auch andere Stoffe wurden ersetzt und in der Reihenfolge verschoben - spannend, wie ich finde.
FALLBEISPIEL HYALURON
Das Hyaluron Supreme Serum von Rosenthal hat erheblich abgespeckt. Von insgesamt neun Inhaltsstoffen ist das Produkt auf fünf Stoffe geschrumpft - was sehr gut ist. Lobenswert: das Glycerin wurde vollständig weggelassen. Allerdings: sämtliche Konservierer wurden ersetzt durch banalen Alkohol, der auf Platz zwei hervorsticht und nach dem Wasser den Hauptteil einnimmt. Die hochwertigen Wirkstoffe sind nun hinter dem Alkohol nachgeordnet.
FALLBEISPIEL REINIGUNGSFLUID
Das Mizellen Reinigungsfluid Perle d'Eau von Cattier wurde in der Formulierung verändert. In der alten Rezeptur gab es Benzyl Alkohol (schlechter Alkohol) zu bemängeln.
In der neuen Rezeptur haben sich die Stoffe im Platz verschoben:
Der schlechte Alkohol wurde weggelassen und durch Potassium Sorbate (Kaliumsorbat) ersetzt. Doch auf mal taucht Glycerin auf, als Hauptzutat. Die Pflanzenwässer - die die Hauptrolle spielen sollten - sind von Platz zwei und drei auf Platz vier und fünf gerutscht und wurden damit prozentual erheblich reduziert. Geht man davon aus, das die Hinzusetzung von Glycerin 10% des Gesamtproduktes beträgt und in der Menge prozentual größer ist als die nachfolgenden Zutaten, ist das Produkt ziemlich verwässert worden.
In der neuen Rezeptur haben sich die Stoffe im Platz verschoben:
Der schlechte Alkohol wurde weggelassen und durch Potassium Sorbate (Kaliumsorbat) ersetzt. Doch auf mal taucht Glycerin auf, als Hauptzutat. Die Pflanzenwässer - die die Hauptrolle spielen sollten - sind von Platz zwei und drei auf Platz vier und fünf gerutscht und wurden damit prozentual erheblich reduziert. Geht man davon aus, das die Hinzusetzung von Glycerin 10% des Gesamtproduktes beträgt und in der Menge prozentual größer ist als die nachfolgenden Zutaten, ist das Produkt ziemlich verwässert worden.
FALLBEISPIEL MIZELLENWASSER
Auch bei dem Mizellen Wasser von Melvita gab es Veränderungen in der Formulierung. Der Alkohol an der 6ten Stelle wurde weggelassen, dafür ist Glycerin von der fünften Stelle auf die dritte Etage gerutscht. Zwei Pflanzenwässer wurden ausgetauscht, das Produkt wurde mit pH-Wert-Reglern aufgestockt und ein weitere Konservierer aufgenommen auf Platz 14. Glycerin war zuvor schon eine Konservierung, jetzt ist es das auf jeden Fall.
Inhaltsstoffe haben sich in der Platzierung und somit prozentual, als auch im Verhältnis und in ihrer Wirkweise verschoben. Somit kann sich die Wirkung auf der Haut verändern. Dein Produkt gibt dir deshalb vielleicht nicht mehr, was du zuvor an ihm hattest, ggf. wird deine Haut sogar trocken.
Quintessenz
1. Die Beauty-Branche arbeitet sehr verschwenderisch Glycerin in Produkte ein und argumentiert die tolle Befeuchtung, aber nicht dessen Bindungsfähigkeit mit anderen Stoffen. Glycerin verbindet sich mit den Stoffen im Produkt. Glycerin verbindet sich mit den 'abgestorbenen' Hornzellen, der Hautstoffwechsel kann davon erlahmen. Auf lange Sicht wird die Haut eben doch trocken(er), du cremst nach.
Meines Erachtens kann in Produkten zugesetztes Glycerin keine Dauerlösung für ein Natural-Moisturizing-Factor-Problem sein. Glycerin ist nicht völlig schlecht, es kommt drauf an, was wir damit erreichen wollen und warum.
Meines Erachtens kann in Produkten zugesetztes Glycerin keine Dauerlösung für ein Natural-Moisturizing-Factor-Problem sein. Glycerin ist nicht völlig schlecht, es kommt drauf an, was wir damit erreichen wollen und warum.
2. In geringer Dosierung ist Alkohol als Bakterienkiller unwirksam, bestenfalls macht er das Produkt haptisch leicht für eine angenehme Impression, die zum Nachkaufen einlädt. In höherer Dosierung fungiert er als Konservierer, schleust Inhaltsstoffe in die Haut, macht auf lange Sicht dabei als Lösemittel das Hautschutzfett (Lipidschicht) unserer Haut porös und bildet freie Radikale, die Haut wird trocken, dein Wunsch nach reichhaltiger Konsistenz wird grösser, du cremst nach.
QUELLE
Dynamik des Glycerin- und Wassertransports aus binären Gemischen durch die menschliche Haut
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27566278/
Alkohole in Kosmetika
https://rau-cosmetics.de/blog/alkohole-in-kosmetika-wir-klaeren-euch-auf
Konservierungsmittel Ethanol
https://olionatura.de/kosmetikrohstoffe/konservierungsmittel/ethanol/
Kennzeichnung von Kosmetik
https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/03_Verbraucherprodukte/02_Verbraucher/03_Kosmetik/02_KennzeichnungKosmetik/bgs_kosmetik_kennzeichnung_node.html
Trockene Haut
https://gesund.bund.de/trockene-haut
Freie Radikale
https://aroniaplus.de/anwendungsgebiete/freie-radikale
Die Bombe unter den Achselhöhlen
Buch von Dr. med. Walter Mauch
Dynamik des Glycerin- und Wassertransports aus binären Gemischen durch die menschliche Haut
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27566278/
Alkohole in Kosmetika
https://rau-cosmetics.de/blog/alkohole-in-kosmetika-wir-klaeren-euch-auf
Konservierungsmittel Ethanol
https://olionatura.de/kosmetikrohstoffe/konservierungsmittel/ethanol/
Kennzeichnung von Kosmetik
https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/03_Verbraucherprodukte/02_Verbraucher/03_Kosmetik/02_KennzeichnungKosmetik/bgs_kosmetik_kennzeichnung_node.html
Trockene Haut
https://gesund.bund.de/trockene-haut
Freie Radikale
https://aroniaplus.de/anwendungsgebiete/freie-radikale
Die Bombe unter den Achselhöhlen
Buch von Dr. med. Walter Mauch
Bildquelle: Freepik.com